Maskulin, Feminin, Neutrum – Das hat es mit diesen Begriffen auf sich!
Maskulin, feminin, neutrum. Dies sind drei Wörter, die man in der LGBT und Queer-Community und außerhalb immer wieder antrifft und deren genauer Bedeutung wir heute auf den Grund gehen wollen.
Abgeleitet sind diese Worte aus dem allgemeinen Sprachgebrauch und wurden ursprünglich dazu verwendet das Geschlecht von Wörtern zu bestimmen. Da in der heutigen Zeit allerdings die Erkenntnis eingetreten ist, dass längst nicht alles nur schwarz-weiß ist, auch nicht Geschlechter, werden diese Wörter oftmals benutzt um Tendenzen zu beschreiben.
Was beinhalten diese Wörter?
Maskulin wird in der Regel für Attribute verwendet, die typischerweise dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden. Währenddessen verwendet man feminin, für solche Attribute, die als typisch weiblich angesehen werden. Wenn eine klare Zuordnung zu maskulin oder feminin nicht möglich ist, dann wird das Wort neutral verwendet.
Hierbei handelt es sich um Zuordnungen, die sich sowohl auf Verhaltensweisen, als auch auf Äußerlichkeiten, oder Hobbys und Beruf beziehen können. Sogar Farben werden mitunter in feminin und maskulin eingeteilt. Kurzum: Dieser Einteilung kann man im alltäglichen Leben kaum noch aus dem Weg gehen. Oftmals basiert sie aber auf Stereotypen und Klischees, die teilweise zwar schlichtweg falsch sind, aber sich dermaßen in der Gesellschaft etabliert haben, dass sie sich weiterhin wacker halten.
Im Allgemeinen ist zu beachten, dass es kein entweder-oder gibt bei diesen Wörtern. Vielmehr handelt es sich um ein breites Spektrum, auf dem man unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Und selbst dann muss diese Einteilung keineswegs stabil sein. Weder über Situationen, noch über die Zeit hinweg. Es kann also gut sein, dass Sie im Laufe der Jahre, oder je nach Stimmung eher zur einen oder anderen Seite tendieren. Außerdem ist es durchaus möglich, dass Sie in bestimmten Situationen eher „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ handeln und in anderen konträr. All diese Dinge sind völlig normal und okay.
Aktuelle Studien zeigen außerdem, dass beide Geschlechter zunehmend androgyner, also neutraler werden. Vor allem auch dadurch, dass sich die Sicht der Gesellschaft langsam aber sicher verändert. Und das ist eine gute Sache, denn durch genau diese Entwicklung könnten sich Vorurteile und teilweise verletzende Rollenbilder verringern.
Hat Feminismus was damit zu tun?
Feminismus hat im eigentlichen Sinne nichts mit diesen Worten zu tun, denn dabei geht es nicht etwa um die Auslebung oder gar Höherstellung von weiblichen Mitgliedern der Gesellschaft, sondern um die Gleichstellung der Frauen mit den Männern. Hierbei ist das Geschlecht, oder die eigene Zuordnung auf der Skala völlig irrelevant, denn jeder kann Feminist sein. Es gibt zwar leider laute Stimmen in den Medien, die Feminismus nur bestimmten Personen erlauben wollen, oder nicht für eine Gleichberechtigung sondern eine Dominanz des weiblichen Geschlechts fordern, allerdings haben diese Stimmen nichts mit dem gemeinsam, was der ursprüngliche Gedanke der Bewegung ist. Und der ist Gleichberechtigung für Frauen. Egal wie sehr Sie sich als Frau identifizieren, diese Bewegung möchte jeder Frau die Möglichkeit einer Gleichstellung bieten.
Der unbeugsame Teil der Gesellschaft
Leider gibt es in der heutigen Zeit noch viele Personen, die sich offen gegen Personen aussprechen, die irgendwie anders sind. Es wird erwartet, dass bestimmte Rollen eingenommen werden, oder sich an irgendwelche völlig veralteten Normen gehalten wird. Sogar die längst überholte Frage „Wer ist denn der Mann in der Beziehung?“ wird ein lesbisches Paar viel zu oft hören müssen. Bestimmt gibt es gleichgeschlechtliche Paare, wo ein Partner eher typisch männliche Züge besitzt und der anderen eher typisch weibliche. Aber es gibt genauso Paare, bei denen beide Partner überwiegend auf der gleichen Seite der Skala stehen und das ist selbstverständlich genauso okay. Das Beste in solchen Situationen ist wahrscheinlich einfach nicht weiter drauf einzugehen, denn negative Aufmerksamkeit kann genauso bestätigend auf solche Personen wirken wie positive Aufmerksamkeit.
Was ist der beste Umgang mit diesen Begriffen?
Wie allgemein bekannt ist und bestimmt die meisten auch schon erfahren mussten, können Wörter sehr verletzend sein. Auch mit diesen Worten sollte man unter Umständen vorsichtig umgehen, denn sie haben oftmals, gerade durch die gesellschaftliche Verwendung, einen bitteren Beigeschmack. Sie sollten also nicht einfach jede beliebige Person offen einordnen aufgrund Ihrer ersten Einschätzung. Bei Freunden und Menschen mit einer Persönlichkeit, die dem gegenüber nicht so empfindlich sind, kann es möglich sein die eigene Einschätzung mitzuteilen. Natürlich auch hier wieder mit Bedacht und ein bisschen Wortgeschick. Sollten Sie sich für die Einschätzung einer anderen Person über sich selbst interessieren, kann es Gelegenheiten geben, danach zu fragen. Hierfür eignen sich am besten Situationen, in denen Sie alleine sind mit der Person und eine freundliche Stimmung herrscht. Wenn Sie Ihre eigene Einschätzungen mitteilen wollen, können Sie das natürlich nach eigenem Ermessen tun, eventuell können Sie dadurch sogar eine interessante Unterhaltung anregen, in der Sie mehr über andere und sogar über sich selbst erfahren können. Natürlich sollte man auch über die eigene Definition der Wörter reden, denn gerade in diesem Bereich sind die Definitionen nicht einheitlich, sondern richten sich oftmals nach den eigenen Erfahrungen und Empfindungen.
Fazit
Auch wenn die Bezeichnungen einen allgemein unangenehmen Beiklang haben können, so sind es doch gleichzeitig passende Ausdrücke um Tendenzen oder bestimmte Verhaltensweisen zu beschreiben. Wenn man bewusst mit Ihnen umgeht und auf die Emotionen der Mitmenschen achtet, kann man mithilfe dieser Wörter durchaus mehr über sein Gegenüber erfahren und auch über sich selbst. Die meisten Menschen sind immer eine Mischung aus allen drei Wörtern, abhängig von ihren Erfahrungen, ihrer Persönlichkeit, ihrer Stimmung und ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen.