International Coming Out Day: Feiertag für Selbstliebe & Akzeptanz
Der internationale Coming Out Day (NCOD) feiert die Akzeptanz und Annahme der eigenen sexuellen Orientierung sowie den selbstbewussten Umgang damit. Es ist ein Tag, der dazu ermutigen soll, sich selbst so zu lieben, wie man ist und dies auch offen zu zeigen. Jedes Jahr am 11. Oktober feiern Menschen auf der ganzen Welt den Coming-out-Day, der seine Wurzeln in den Vereinigten Staaten von Amerika hat. Bei Diskussionsrunden, Veranstaltungen, Paraden, Festivals und Ausstellungen können sich Neugierige und Mitglieder der LGBTQIA+ Community über das Thema informieren, finden dort Gleichgesinnte sowie Beratungsangebote in der Umgebung.
Vom ersten Marsh on Washington for Lesbian and Gay Rights zum ersten NCOD
Der erste National March on Washington for Lesbian and Gay Rights fand am 14. Oktober 1979 statt. Mehr als 100.000 Menschen versammelten sich, um gemeinsam für mehr Rechte und Akzeptanz in der Gesellschaft zu demonstrieren. Die Idee für die Demonstration hatten einige Absolventen der University of Illinois im Jahr 1973. Sie konnten jedoch nicht genug Unterstützung finden, um den Aufmarsch tatsächlich zu organisieren. Erst 1978, als der kalifornische Politiker Harvey Bernard Milk, der offen zu seiner Homosexualität stand, die Planung und Verantwortung für die Demonstration in die Hand nahm, begann diese Gestalt anzunehmen.
So kam es 1979 zum ersten March on Washington for Lesbian and Gay Rights. Die Teilnehmer versammelten sich an der 4th Street und dem Madison Drive. Von dort aus marschierten die Teilnehmenden friedlich über die Pennsylvania Avenue und die E-Street bis zum Südeingang des Weißen Hauses. Die all-lesbians-of-colour-organization führte den Marsch an, bei dem Lieder gesungen wurden, und die Salsa Soul Sisters trugen das offizielle Banner der Veranstaltung. Vom Weißen Haus aus marschierten die Teilnehmenden friedlich weiter bis zum Washington Monument, wo die Demonstration ihr Ende fand. Der Marsch stellt bis heute einen Meilenstein der queeren Geschichte dar.
Im Jahr 1987 wurde der March on Washington am 11. Oktober wiederholt. Diesmal nahmen bereits eine halbe Million Menschen teil. Nur wenige Monate nach diesem Ereignis traf sich eine Gruppe von 100 Aktivisten in Manassas im Bundesstaat Virginia. Diese stellte fest, dass die damalige LGBT-Gemeinschaft immer noch sehr abwehrend auf Anfeindungen reagierte. Deswegen sollte ein nationaler Aktionstag ins Leben gerufen werden. Genau ein Jahr nach dem zweiten Aufmarsch wurde daher zum ersten Mal das Andenken an den Marsch gefeiert. Gleichzeitig sollten homosexuelle Menschen an diesem einen Tag im Jahr dazu ermutigt werden, offen zu ihrer Orientierung zu stehen und sich so zu akzeptieren, wie sie sind.
Aus einem besonderen Tag wird queere Geschichte
Die Hauptakteure und Initiatoren der Idee waren Robert Eichberg und Jean O’Leary. Eichberg war der Gründer des Selbstwertsteigerungsprogramms The Experience und O’Leary leitete als Direktorin seit 1981 den Verein National Gay Rights Advocates (NGRA). Sie war diejenige, die das Büro ihres Vereins vergrößerte, um ein Hauptquartier für den National Coming Out Day zu schaffen. Der amerikanische Pop Art Künstler Keith Haring designte extra für den NCOD ein Bild, welches 1990 zum offiziellen Symbol des Aktionstages wurde.
Schon der erste NCOD am 11. Oktober 1988 wurde in 18 amerikanischen Bundesstaaten begangen, was auch medial für großes Aufsehen sorgte. Sogar in der damals bereits bekannten und beliebten Oprah Winfrey Show sowie in den Nachrichten wurde über den National Coming Out Day und die dazugehörigen Paraden und Veranstaltungen berichtet. Von diesem Jahr an wurde jährlich am 11. Oktober der NCOD zelebriert. Die dazugehörige Organisation wurde steuerbefreit und fusionierte 1993 mit dem ehemaligen Human Rights Campaign Fund.
Mehr Sichtbarkeit für mehr Mut
Die Fusion der zwei großen Kampagnen und die mediale Aufmerksamkeit schafften es, die LGBT-Gemeinde sichtbarer zu machen. Prominente wurden eingebunden und so kam es dazu, dass die amerikanische, offen lesbische Schauspielerin und Komikerin Amanda Bearse, die Präsidentin den National Coming Out Day wurde. Es war jedoch die US-amerikanische Aktivistin Elizabeth Birch, welche den Nationaltag zu einer ganzjährigen Bewegung umwandelte. Denn nicht nur am 11. Oktober, sondern zu jeder Zeit sollten Menschen dazu stehen, schwul, lesbisch, bi- oder transsexuell zu sein. Jedem Tag sollten Menschen sie selbst sein und dies auch in der Öffentlichkeit leben dürfen.
Die Kampagne hat es geschafft, Tausenden Menschen Mut zu machen. Paare inserierten offen in der Zeitung ihre Liebe zueinander oder outeten sich ganz offiziell vor Familien, Freunden und Arbeitskollegen. Mit den Jahren und Jahrzehnten wurde der NCOD in immer mehr Ländern auf der ganzen Welt gefeiert. Lokale Veranstalter in vielen Städten organisieren Paraden, Diskussionsrunden und Vorträge. Wer mag, nutzt diesen Tag für sein ganz persönliches Coming Out oder macht anderen mit seiner eigenen Coming-Out-Geschichte Mut. Denn nur durch Entschlossenheit, Akzeptanz und Selbstliebe können alle Menschen in einer Welt mit Ecken und Kanten sie selbst sein.