Cisgender – Bedeutung und Definition
Geschlechteridentitäten gibt es viele, weshalb so mancher es lieber vorzieht, lediglich zwischen Frau und Mann zu unterscheiden. Wer allerdings etwas tiefer gräbt, wird schon bald feststellen, dass es weitaus mehr gibt. Sobald es um die Unterscheidung zwischen Sex und Gender geht – wobei Sex das biologische Geschlecht und Gender das soziale Geschlecht ist, das jemand durch jahrelanger Prägung von außerhalb erhalten hat – sieht es deutlich anders aus. Nicht selten stoßen Interessenten daher auf die Begriffe LGBT , Queer und Co. – aber auch von Cisgender ist häufig die Rede. Was es mit Cis auf sich hat, erfährst du hier.
Gesellschaftliche Erwartungen und Geschlecht werden häufig indirekt weitergegeben. Ob in Geschichten oder Filmen, es wird stets nur ein ganz bestimmtes Bild gezeigt, wie Männer und Frauen grundsätzlich sein sollen. Fakt ist, jeder Mensch muss sich früher oder später mit bestimmten Geschlechterrollen auseinandersetzen.
Was allerdings viele nicht wissen: Es gibt nicht nur Mann und Frau oder Cis und Transgender. Vielmehr handelt es sich bei Geschlechteridentitäten um ein relativ breites Farbspektrum, bei dem alle Farbkombinationen möglich sind.
Was ist Cis und woher kommt der Begriff?
Cisgender oder Zisgender ist ein lateinischer Ausdruck für „diesseits“ und ist im Grunde genommen das Gegenstück zu Transgender. Geprägt wurde der Begriff zissexuell von Volkmar Sigusch, der ehemalige Direktor des mittlerweile aufgelösten Instituts für Sexualwissenschaften im Universitätsklinikum Frankfurt am Main im Jahre 1991. Begriffe wie Cisgender werden in Deutschland seit geraumer Zeit häufig gebraucht, besonders auf akademischem Niveau.
Cis-Frauen und Männer identifizieren sich daher mit dem von der Geburt an zugeschriebenem Geschlecht, das von Ärzten bestätigt wurde. Wer Cis ist, findet sich grundsätzlich innerhalb des Männer- und Frauen-Spektrums. Ein Cis-Mann wird daher als Mann von der Gesellschaft wahrgenommen und fühlt sich auch selbst so. Allerdings heißt dies nicht unbedingt, dass vieles dadurch leichter wird.
Cis-Menschen hegen allerdings besondere Vorstellungen bezüglich ihres Mann- und Frauseins. Obwohl zwar die geschlechtliche Identität übereinstimmt, heißt dies noch lange nicht, dass Cis-Männer und Frauen grundsätzlich alle Vorurteile der Gesellschaft vollständig erfüllen müssen. Zwar gibt es Ausnahmen, die gut in das Bild Frau oder Mann passen aber letztendlich muss dies nicht immer so sein.
Besonders soziale Normen spielen hierbei eine große Rolle, ob etwas letztendlich als „normal“ gilt oder nicht. Wer also von Trans- oder Cis-Menschen spricht, sieht ein, dass es sich bei beiden Varianten grundsätzlich um menschliches Leben handelt und beide daher gleichermaßen als „normal“ anzusehen sind. Cis-Menschen machen allerdings die Mehrheit der Bevölkerung aus.
Bei Geschlechteridentitäten geht es überwiegend darum, selbst zu entscheiden, was richtig ist und was nicht – egal was die Gesellschaft dazu sagt.
Unterschiede Trans und Cis
Bei Cisgender handelt es sich somit grundsätzlich um einen Ausdruck für die Norm, der von Trans-Bewegungen in weiten Teilen eingeführt wurde. Da es einen Ausdruck für das „Anderssein“ – nämlich Trans – gibt, so sollte es auch einen Begriff für „Nicht-Transgender“ geben.
Als Cis-Frau oder Cis-Mann können sich grundsätzlich alle Menschen bezeichnen, die sich als solche oder solcher identifizieren. Währenddessen stimmt bei Trans-Frauen oder Trans-Männern das angeborene, biologische Geschlecht nicht mit der Geschlechteridentität überein.
Cisgender wird allerdings innerhalb der Queer-Bewegungen häufig kritisiert, da es sich hierbei nur um eine binäre Einteilung der Menschen handelt. Nicht binäre Menschen – also Individuen, die sich nicht als Mann oder Frau identifizieren – fallen grundsätzlich aus diesem Schema oder verorten sich manchmal zwischen den Geschlechtern.
Und was mit Intersexualität?
Neben Trans- und Cismenschen gibt es auch den Begriff Intersexualität. Intersexuelle Menschen gehören entweder keinem oder zwei biologischen Geschlechtern an. In anderen Worten weisen intersexuelle Körper die Merkmale von männlichen und weiblichen Geschlechtern auf.
Cis ist keine Entscheidung
Cis zu sein ist, ähnlich wie alle Geschlechteridentitäten, keine Entscheidung. Allerdings kommt es häufig vor, dass sich Personen erst im Laufe ihres Lebens ihrer nicht binären, trans- oder intersexuellen Identität bewusst werden und dies erst zu einem späteren Zeitpunkt äußern. Besonders im Vordergrund steht hierbei die Angst vor Diskriminierung oder das Stigma bestimmter Geschlechterrollen.
Jeder Mensch weiß selbst am besten, welche Gender-Nuance ihn ausmacht. Es gibt nämlich auch Cis-Menschen, die nicht Geschlechter-konform sind. Insofern führen sie keine geschlechtsspezifischen Merkmale, so wie es gesellschaftlich von ihnen erwartet wird. Ein gutes Beispiel hierfür sind Männer, die in westlichen Ländern Röcke und Kleider tragen. Dieser Kleidungsstil macht einen Mann nicht sofort zu einer Trans-Person, er kann sich trotzdem als Cisgender identifizieren.