Der Lesbian Visibility Day – mehr Sichtbarkeit im Alltag zeigen
Der 26. April ist für lesbische Frauen auf der ganzen Welt ein besonderer Tag. Denn am 26. April jeden Jahres wird der Lesbian Visibility Day begangen, ein Tag, an welchem die Sichtbarkeit lesbischer Frauen in den Mittelpunkt gerückt wird. Doch was macht diesen Tag so besonders und wie kann man ihn gestalten?
Die Geschichte des Lesbian Visibility Day im Laufe der Jahre
Erstmalig wurde der Lesbian Visibility Day in den 1990iger Jahren in Kalifornien gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt galt das Bundesland noch als besonders weltoffen und hatte eine große queere Community. In den folgenden Jahren wurde dieser Tag immer bekannter und bekam mehr Aufmerksamkeit in den Medien. So war es nicht verwunderlich, dass erst immer mehr Bundesstaaten und dann auch andere Länder diesen Tag übernommen haben.
In den letzten Jahren gab es auf der ganzen Welt zum 26. April immer wieder neue Veranstaltungen und Aktionen, welche auf die Sichtbarkeit der lesbischen Frauen ausgerichtet war. Auch in Deutschland wird dieser Tag immer häufiger in den großen Städten begangen und von verschiedenen Aktionen und auch von Demonstrationen begleitet. Doch warum ist dieser Tag noch immer so wichtig für viele lesbische Frauen?
Warum die Sichtbarkeit lesbischer Frauen noch immer zu gering ist
In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich viel für die Sichtbarkeit homosexueller Menschen getan. In vielen Ländern wurden diese Beziehungen nicht nur gleichgestellt, sondern dürfen auch gleichberechtigt heiraten. Doch schaut man einmal genauer hin, ist es vor allem die Sichtbarkeit schwuler Paare, welche im Fokus der Aufmerksamkeit steht. Schwule Beziehungen waren beispielsweise in vielen Ländern unter Strafe gestellt, lesbische Beziehungen allerdings nicht.
Diese flogen einfach immer unter dem Radar. Und schaut man sich auch in der heutigen Zeit Events und Demonstrationen wie den Christopher Street Day an, dominieren auch dort vor allem schwule Männer das Gesamtbild. Lesbische Frauen hingegen sind auch auf solchen Veranstaltungen zwar präsent, aber eben auch immer nur eine Randerscheinung. Aus diesem Grund fühlen sich viele lesbische Frauen bei solchen Veranstaltungen nicht ausreichend repräsentiert und sichtbar.
Sollte die Gesellschaft nicht langsam schon weiter sein?
Natürlich stellt sich die Frage, ob man überhaupt noch sichtbarer werden muss. Schließlich hat sich die Gesellschaft doch schon längst für alle sexuellen Präferenzen und Ausrichtungen deutlich geöffnet. Doch diese Sicht ist nicht nur grundfalsch, sondern auch viel zu oberflächlich. Schaut man sich die verschiedenen Studien zu diesem Thema an, so wird schnell klar, dass rund 30 Prozent der Frauen ihre sexuelle Orientierung auf der Arbeit verbergen, um beispielsweise nicht noch mehr Nachteile zu erfahren, als ohnehin schon.
Während man als Frau in vielen Unternehmen bereits Probleme mit einer fairen Bezahlung und einer Gleichstellung hat, ist es als lesbische Frau nochmals deutlich schwieriger. Zudem fürchten viele lesbische Frauen herabsetzende Kommentare durch Kollegen und Vorgesetzte, während heterosexuelle Frauen diese zu einem deutlich geringeren Anteil fürchten.
Man sieht also deutlich: Ja, die Gesellschaft sollte schon längst weiter sein und auch die Gesetzeslage vermittelt ein anderes Bild, als es in Realität ist. Noch immer sind lesbische Frauen nicht nur stärker diskriminiert, sondern leiden auch unter der schlechteren Sichtbarkeit und somit auch der fehlenden Vertretung in den verschiedenen Bereichen.
Zum Lesbian Visibility Day präsent sein – lokale Aktionen in vielen Großstädten
Doch wie kann man die eigene Sichtbarkeit erhöhen? Vor allem durch eigene Tage wie den Lesbian Visibility Day am 26. April. Rund um den Tag finden bereits in vielen deutschen Großstädten verschiedene Veranstaltungen und Demonstrationen statt. Sich hier aktiv zu beteiligen oder selbst eine solche Aktion in der eigenen Heimatstadt ins Leben zu rufen hilft ungemein. Ansonsten sollte man an diesem Tag auf jeden Fall draußen unterwegs sein und sich nicht verstecken. Mit der Partnerin Händchen halten, sich auf der Straße küssen und sich vor allem mit vielen anderen Frauen zusammenzuschließen kann hier enorm hilfreich sein.
Eigentlich längst nicht nur an diesem einen Tag. Doch wenn man als lesbische Frauen geballt auftritt und somit an diesem Tag für alle Menschen sichtbarer wird, kann sich die Gesellschaft verändern. Es muss normal werden, dass Frauen sich lieben, sich küssen und eine Beziehung miteinander führen. Lesbisches Leben muss weg aus den Schmuddelfantasien vieler Männer und muss in der echten Welt stattfinden. Es muss auf gut Deutsch normalisiert werden, dass lesbische Frauen sichtbarer sind. Was homosexuelle Männer in vielen Teilen Deutschlands bereits für sich geschafft haben, muss auch für die homosexuellen Frauen möglich sein.
Aus diesem Grund ist es wichtig den 26. April zu nutzen, um selbst auf die Straße zu gehen, lokale Aktionen zu unterstützen oder selbst welche ins Leben zu rufen. Solange es noch nicht gesellschaftlich normal ist, dass lesbische Frauen ohne Einschränkungen ihr Leben leben können, muss man aktiv an der Sichtbarkeit und der Normalisierung arbeiten. Ja, das kostet Kraft und Zeit, ist aber den Aufwand in jedem Fall wert.